Extensive Wiesen
Entstehung und Pflege
Extensiv gepflegte Wiesen werden in Karlsruhe nur 1-2 mal im Jahr gemäht. Meist erfolgt der erste Schnitt Ende Juni oder Anfang Juli. Ein zweiter Schnitt findet optional im Spätsommer statt, da in Karlsruhe aufgrund der mageren Böden nicht immer mit einem entsprechenden Aufwuchs zu rechnen ist. Auf nährstoffreicheren Standorten empfiehlt sich hingegen mitunter sogar eine dritte Mahd. Das Schnittgut wird anschließend komplett von der Fläche entfernt. Dadurch findet auf extensiv gepflegten Flächen ein regelmäßiger Entzug von Bodenstickstoff statt. Diese Form der Pflege entspricht der Nutzung von blütenreichen Heuwiesen in der Landwirtschaft.
Floristische Zusammensetzung und Pflanzenarten
Die floristische Zusammensetzung der extensiven Wiesen in Karlsruhe ähnelt oftmals der von mageren Glatthaferwiesen auf neutralen bis sauren Standorten. Auf extensiven Wiesen in der Stadt können durchaus 30-40 heimische Pflanzenarten im Jahresverlauf zur Blüte kommen. Dominierend sind dabei meist der Glatthafer (Arrhenatherum elatius)und andere hochwüchsige Gräser, wie z. B. das Knäuelgras (Dactylis glomerata).
Im Mai kann auf vielen, nicht zu trockenen Flächen ein auffällig gelber Blühaspekt beobachtet werden. Dabei handelt es sich um Hahnenfuß-Arten (Ranunculus spp.).Auf einigen Flächen können zu bestimmten Zeiten im Jahr auch starke Bestände der Witwenblume (Knautia arvensis), der Wiesen-Flockenblume (Centaura jacea) oder von Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) beobachtet werden. Einige extensive Wiesen in Karlsruhe weisen bedingt durch sehr sandige Böden und das regelmäßige Entfernen pflanzlicher Biomasse sehr magere Standortbedingungen mit wenig verfügbaren Nährstoffen auf. Solche Flächen sind botanisch und zoologisch besonders wertvoll, da sie in der Agrarlandschaft immer seltener geworden sind. Mitunter kann man auf ihnen starke Bestände des Breitblättrigen Thymians (Thymus pulegioides) oder der geschützten Heidenelke (Dianthus deltoides)finden.
Fauna
Während der relativ lichte Pflanzenbestand mit viel Offenboden auf mageren Flächen Lebensraum für wärmeliebende Spinnen- und Laufkäferarten bietet (z. B. Wolfspinnen), leben in verkrauteten, dichteren Wiesen viele feuchteliebende Spinnen- und Insektenarten. Blütenbesucher finden auf extensiven Flächen meist ein reichhaltiges Blütenangebot. Jedoch leben auch viele pflanzenfressende Arten, z. B. Rüsselkäfer, Weichwanzen oder Blattkäfer, auf und an den Pflanzen.
Eine blütenarme Fläche ist keinesfalls als artenarm zu betrachten, nur weil man im ersten Moment keine Honigbienen oder Hummeln auf ihnen vorfindet. Mitunter blühen zudem im Unterwuchs unauffällige Kräuter wie verschiedene kleinblütige Veronica-Arten (Ehrenpreis), die teilweise von kleinen, aber spezialisierten Blütenbesuchern bestäubt werden. Daher müssen Eingriffe in solche Flächen, die z. B. durch Einsaaten den Blühaspekt verändern sollen, durchaus kritisch gesehen werden. Mitunter werden nämlich seltene, aber unauffällige Arten dadurch verdrängt.
Von allen hier vorgestellten Wiesentypen weisen Extensivwiesen im Stadtgebiet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die höchste Anzahl an (wirbellosen) Tierarten auf. Bei der Pflege dieser Wiesen ist daher vor allem darauf zu achten, nicht die ganze Fläche auf einmal zu mähen. Teilbereiche sollten für spätere Mahd zurückgestellt werden, denn blütenbesuchende Insekten erleiden im Sommer oft starke Verluste, weil ihnen nach der Mahd auf einmal die Nahrungsgrundlage fehlt. Aber auch auf der Bodenoberfläche lebende Kleintiere profitieren von einer kleinräumigeren Mahd.
Über den Winter sollten Altgrasstreifen zur Überwinterung von bodenlebenden Arthropoden (Insekten und Spinnentiere) stehen bleiben. Solche Altgrasstreifen sind auch wichtig für Insektenarten, die z.B. hängend an Grashalmen (manche Puppen von verschiedenen Schmetterlingsarten) oder in hohlen Pflanzenstengeln als Larve überwintern. Auch manche Spinnenarten, z.B. die Wespenkreuzspinne, hängen ihre Kokons ins hohe Gras, woraufhin im Frühjahr die Jungspinnen schlüpfen. Werden Wiesen im Herbst komplett gemäht, verschwinden Wirbellose Tiere mit diesen Lebenszyklen in der Regel komplett.